Grundlagen

In bedächtiger und trotzdem dynamischer Art ein Wechsel zwischen Angriff und Verteidigung, Eigenleistung und mannschaftlicher Geschlossenheit, das ist Hornussen. Ein Sport, wo jeder, jung, alt, Anfänger, Könner, Städter oder Landschäfter, miteinander und auchgegeneinander antreten, wo jeder mit seiner Stärke in seiner Mannschaft zum Sieger werden kann. Ein Sport, wo die gemeinsame Stärke über die Einzelleistung siegen kann. Ein Sport, bei dem aber auch Leistungsgrenzen gesucht werden können. Als Ganzjahressport stellt das Hornussen grosse Anforderungen an die physische und psychische Leistungsbereitschaft der Spitzenspieler. Und doch ist Hornussen noch etwas mehr. Ein Sport auf freiem Feld, ohne Kunstbauten, ohne Medien, ein Wettspiel unter Gleichgesinnten, eine persönliche Herausforderung, aber auch ein Ausgleich in unserem hektischen Alltag. Und wenn Du Lust hast, es zu versuchen, auch in Deiner Nähe findest Du eine Mannschaft. Und damit Freunde, die Dich als Mitspieler und als Gegner willkommen heissen.
Die einfachen Regeln und der minimale Kostenaufwand machen Hornussen für alle Altersgruppen zu einem Spiel, dessen Leistungsgrenze hauptsächlich durch das Engagement des Spielers bestimmt wird. Da auch Anfänger von Beginn weg in die Mannschaft integriert werden können, kann sofort mit der ganzen Freude diese Spieltätigkeit aufgenommen werden.
Entstanden aus einer uralten, traditionellen Spielweise, ist Hornussen bis heute ein Spielgeblieben. Ein Mannschaftsspiel. Gespielt von allen Altersklassen und ohne bestimmte soziale oder gesellschaftliche Grundstruktur - eben ein Spiel für alle. Ein Kampfspiel ohne direkten Körperkontakt, ohne direkte Aggressionen und trotzdem mit dem Ziel, den Gegner zu besiegen. In der Anlage ist Hornussen ein Sport. Mannschaftliches Messen mit Gegnern ähnlicher Stärke, regionalen Meisterschaften und einem nationalen Final machen diesen Sport zu einer interessanten Begegnung quer durch die Schweiz. Die beiden voneinander getrennten Spielzüge,Schlagen (Offensive) und Abtun (Defensive), führen vor allem durch den Schwerpunkt Abtun zu interessanten Wettkämpfen auch zwischen "Starken” und "Schwachen”.
Die eigene Leistungsbereitschaft setzt den Massstab zur Spitze im Hornussen. Nur mit täglichem Training, begleitet von Ausdauer- und Kraftübungen, sind Spitzenleistungen wie Schlagweiten über 300m möglich. Die Spieldauer von zwei und mehr Stunden stellt hohe Anforderungen an Steh- und Konzentrationsvermögen. Und das alles ohne grosse Publizität in den Medien.

Spielanlage

Der mannschaftlichen Geschlossenheit beim Abtun steht beim Schlagen die individuelle Leistung gegenüber. Allein auf sich gestellt versucht der Schläger, mit Mut zum Risiko und hoher Konzentrationsfähigkeit, den Hornuss möglichst weit ins Ries zu schlagen. Kraft, Grösse, Beweglichkeit sowie ein intensives Training sind wichtige Faktoren um grosse Weiten zu erzielen. Die Schlagweite wird in Punkte umgerechnet. Ab min. 100m (=1 Punkt) wird pro 10m ein Punkt dazugerechnet (160m=6 Punkte). Diese Punktzahl wird sowohl als persönliches, wie als Teil des Mannschaftsresultates gewertet. Um faire Bedingungen zu gewährleisten, treten die Mannschaften wechselweise zum Schlagen und Abtun an. Jeder Spieler schlägt pro Durchgang 2 Wertungsstreiche mit max. 4 Versuchen. Das Erreichen eines höheren Mannschaftstotals als der Gegner ist Hauptziel beim Schlagen. Spielentscheidend ist aber in erster Linie die mannschaftliche Leistung beim Abtun.

Der Bock

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Der Bock ist die Abschlagvorrichtung für den Hornuss und dient als Führungsschiene für das Träf. Er besteht aus zwei symmetrischen Teilen, den sog. Läufen aus Chromstahl, für Rechts- oder Linksschläger. Eine einheitliche Form und technische Richtlinien für das Aufstellen gewährleisten für alle Mannschaften gleiche Schlagbedingungen. Die vor dem Bock aufgestellte Schussblende fängt schlecht getroffene Hornusse auf und schützt somit die vordersten Abtuer vor tieffliegenden, schlecht sichtbaren Hornussen. Die "Absperrwand", das grosse grüne Tuch hinter dem Bock, dient einerseits der Abgrenzung zwischen Schläger und Zuschauer und macht andererseits den Schläger auch für die hintersten Abtuer besser sichtbar.

Der Hornuss

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Um dieses schwarze Flugobjekt dreht sich die ganze Hornusserwelt. Er wird aus Kunststoff hergestellt, ist 78 gr. schwer, misst 62 x 32 mm und hat auf beiden Seiten eine grosse Rille. Mit einem Stück Lehm wird der Hornuss auf dem vorderen Bockende aufgesetzt, wobei die Setzhöhe abhängig vom verwendeten Träfdurchmesser, der Schlagtechnik und den Windverhältnissen ist. Das richtige Setzen des Hornuss erfordert genaue Kenntnisse des Schlägers, seiner Schlagtechnik und seines Materials. Der Setzer verfügt nicht nur über dieses Wissen, sondern besitzt auch die Fähigkeit, die Konzentration des Schlägers zu unterstützen und sein Vertrauen zu stärken.

Der Stecken

Aus Aluminium, Fiberglas, Kunststoff und neuerdings auch aus Carbonfasern werden die 2 bis 3 Meter langen, flexiblen Stecken hergestellt. Länge, Spannkraft und Material des Steckens sowie das Gewicht des Träfes werden entsprechend der Schlagtechnik, Kraft und Grösse des Schlägers ausgewählt. Mit dem aus Buchen- oder Ahornholz gepressten und zur endgültigen Form gedrehten Träf erfolgt die Kraftübertragung auf den Hornuss. Hohe Beschleunigung, rechtwinkliges Auftreffen auf den Hornuss sowie eine grosse Spannung im Stecken sind die Voraussetzungen für grosse Weiten.

Ballistik

Neben Gewicht, Form und Schlagtechnik wird die Flugbahn und Weite von Wind, Wetter und Umgebung (Wald etc.) beeinflusst. Auch die Rotation des Hornuss hat wesentliche Auswirkungen auf seine Flugbahn. Messungen des biomechanischen Instituts der ETH Zürich haben ergeben, dass der Hornuss bei einer Abschlaggeschwindigkeit vom bis zu 85 m/s (306 km/h) eine Flughöhe von 50 bis 70 Meter und eine Flugweite von ca. 330 Meter erreicht. Die Geschwindigkeit des Träfes von ca. 60 m/s bei einer Kraftübertragungszeit con ca. 1/1000 Sekunde ergibt einen Kraftstoss von ca. 600 kp.

Das Ries (Spielfeld)

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Die Entwicklung des Hornussens erfordert heute Spielfeldlängen von bis zu 350m und mehr. Auf dem Plan ist die Feldeinteilung mit der Punktwertung der Schläger ersichtlich. Innerhalb dieses Spielfeldes werden die Schlagweiten und die Nummern für gefallene Hornusse geschrieben. Ausserhalb und in der Verlängerung wird nur die Schlagweite geschrieben. Einige Zeichen sind für den Spielablauf nötig. So hat der Schläger mit einer leeren Schlagbewegung seine Bereitschaft zur Spielaufnahme anzuzeigen. Fällt eine Nummer so wird diese durch eine weisse Fahne, das Hochheben einer Schindel oder des Spielblattes durch den Schiedsrichter angezeigt.
 

Die Schindel

Das wichtigste Hilfsmittel für den Abtuer ist die Schindel. Dieses, aus Esche oder Ulme verleimte Brett von ca. 60 x 60 cm mit einem Deckfournier aus Pappel oder Weide wiegt ca. 4 kg. In letzter Zeit kamen auch Schindeln mit einer Trefferfläche aus neuen Kunststoffmaterialien auf den Markt. Der heute oft getragene Helm schützt die nahe beieinander stehenden Spieler vor Abprallern oder herunterfallenden Schindeln. Damit wird das an sich schon kleine Unfallrisiko auf ein Minimum reduziert. Für die Junghornusser gilt heute im Ries ein Helm Trag-Obligatorium.

Abtun

Die Abtuer haben nach dem ausgeführten Schlag zwischen 4 und 8 Sekunden Zeit, um den anfliegenden Hornuss zu erkennen und abzutun. Dabei werden im Sprint bis zu 30 oder mehr Meter zurückgelegt um die mutmassliche Fallstelle zu erreichen. Kondition, Reaktion, gute Augen und ein sicheres Gefühl für die Flugbahn, gepaart mit etwas Mut bilden den Grundstein um den Hornuss, der mit noch ca. 180 km/h (ca. 50m/sec.) angeflogen kommt entgegenzutreten. Der Hornuss trifft mit ca. 80 kp auf die Schindel. Beim Schlagen schlecht getroffene Hornusse haben oft eine unstabile Flugbahn (Rotation) und können plötzlich von dieser abweichen. Auch Wind, Regen oder die Umgebung (Wald, Bäume) haben Einfluss auf die Flugbahn. Solche Nebeneinflüsse erfordern vom Abtuer eine zusätzliches Reaktionsvermögen.

Hornusser-Wörterbuch

Abtun - Stoppen des Hornusses mit der Schindel
Abtuer - Spieler im Spielfeld
Bock - Abschlagvorrichtung
Nouss/Hornuss - Schlagobjekt
Nummern - Unabgetaner Hornuss im Spielfeld
Punkt - Fallstelle des Nouss entsprechend der Flugweite
Schindel - Abfangbrett zum Abtun der Hornusse
Stecken - Schlaggerät
Träf - Gepresstes Treffholz
Ries - Spielfeld